Einwegplastikverbot 2021: Bereits seit 2014 gibt es zahlreiche Überlegungen und Initiativen seitens der EU, um den Verbrauch von Plastik europaweit drastisch zu senken. 2014 war hierbei das Hauptaugenmerk noch ausschließlich auf den Plastiktüten. Dazu gibt es das Verpackungsgesetz, welches wir in diesem Artikel für alle Händler und Dienstleister klar und einfach erklären.
Im Jahr 2018 hat das Europäische Parlament dann eine europäische Strategie für Kunststoffe im Allgemeinen beschlossen. (Quelle: Europäische Strategie Kunststoffe 2018) Grund für diese Überlegungen und Gesetzesinitiativen ist der Umweltschutz - doch wieso ist Plastik so schädlich für die Umwelt?
Themenübersicht zum Plastikverbot
- Wieso ist Plastik so schädlich?
- Was besagt die EU-Richtlinie Plastik 2021?
- Weitere Gesetzesänderungen seit 2022
- Stichtag 1. Januar 2023: Mehrwegangebotspflicht in der Gastronomie
- Was passiert mit Einwegplastik, das noch im Umlauf ist?
- Was heißt das Plastikverbot konkret für Gastronomen?
- Endlich plastikfrei: Alternativen zu Plastik
- Vorsicht bei Bambus! Was die Verbraucherzentrale sagt
- Ausblick: Embrace the change!
- Das Kassensystem Gastronomie: Dein Alltagsheld
- FAQ zum Plastikverbot
Wieso ist Plastik so schädlich?
Bereits bei der Herstellung belastet Plastik, das überwiegend aus Rohöl gewonnen wird, die Umwelt mit CO2-Emissionen. Nicht besser sieht es aus, wenn Plastik am Ende des Lebenszyklus angekommen ist. Ein recht großer Anteil des Plastikabfalls wird verbrannt und sorgt damit für weiteres CO2 und andere schädliche Giftstoffe in der Atmosphäre.
Nicht zuletzt landet Plastik häufig in der Umwelt. Plastik im Meer bildet bereits 85 % des Meeresmülls. (Quelle: Einwegplastik-Verbot) Außerdem landet es als Mikroplastik nicht nur in unseren Weltmeeren, sondern auch in den Böden.
Da sowohl die Herstellung als auch die Verwendung von Plastik in den letzten Jahrzehnten exponentiell zugenommen hat, sprechen viele von einer globalen Plastik-Krise. Laut Zahlen des Europäischen Parlaments stieg die Plastikproduktion weltweit seit 1950 von 1,5 Millionen Tonnen auf 359 Millionen Tonnen im Jahr 2018. (Quelle: Plastikmüll und Recycling in der EU: Zahlen und Fakten | Aktuelles | Europäisches Parlament)
Ein weiterer Fakt ist, dass die meisten der Kunststoffprodukte nur einmal verwendet und dann weggeworfen werden: 2017 wurden in Deutschland über 346 000 Tonnen Einweggeschirr und To-go-Verpackungen weggeworfen, ergab laut Bundesregierung eine Erhebung der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung. (Quelle: Einwegplastik-Verbot)
Was besagt die EU-Richtlinie Plastik 2021?
Dieser Plastik-Krise möchte die EU entschlossen entgegentreten. Vor allem Einwegplastik sagten die EU-Mitgliedstaaten bereits 2018 den Kampf an. Die erste große europaweite Änderung ist am 3. Juli 2021 in Kraft getreten.
Plastikverbot: Was ist betroffen?
Im Detail betrifft das folgende Artikel:
- Plastikbesteck und -geschirr
- Plastiktrinkhalme & -rührstäbchen
- Wattestäbchen und Luftballonstäbchen aus Plastik
- Pappgeschirr und -becher, die mit Plastik beschichtet sind
- Wegwerfbesteck aus sogenannten biobasierten, bzw. biologisch abbaubaren Kunststoff
Auch bestimmte Produkte aus Styropor hat das Verbot getroffen. Dementsprechend sind folgende Artikel - sofern sie aus Styropor bestehen - nicht mehr erlaubt:
- To-go-Getränkebecher
- Einmal-Essensbehälter
- Fast-Food-Verpackungen
Weitere Gesetzesänderungen zum Plastikverbot seit 2022
Doch das war nur der Anfang, denn im Mai 2021 verabschiedete der Deutsche Bundestag eine Novelle des seit 2019 gültigen Verpackungsgesetzes, welche in den nächsten Jahren für weitere Änderungen sorgen wird.
So gibt es seit 2022 Pfand auf alle Plastikgetränkeflaschen und Getränkedosen unabhängig vom Inhalt. Lediglich für Milch oder Milcherzeugnisse gilt eine Übergangsfrist bis 2024. Getränkeverpackungen, die sich bereits im Verkehr befinden, dürfen noch bis 1. Juli 2022 pfandfrei verkauft werden.
Ab 2025 sollen PET-Einweggetränkeflaschen dann zu mindestens 25% aus recyceltem Plastik bestehen. (Quelle: Mehrweg fürs Essen zum Mitnehmen) Kunststoff und Plastik sollen nicht nur weniger werden, sondern auch zu einem größeren Maße aus recyceltem Material bestehen. Das langfristige Ziel ist klar: Mehrweg statt Einweg und Recycling statt nur Einmalnutzung.
Seit 1. Januar 2023: Mehrwegangebotspflicht in der Gastronomie
Zum 1. Januar 2023 standen größere Änderungen, vor allem in der Gastronomie an: Gastronomiebetriebe wie Restaurants, Cafés, Bistros und Imbisse müssen seitdem ihren Gästen eine Alternative für Essensverpackungen, die Plastik enthalten anbieten, sowie auch für To-Go-Getränke, unabhängig davon, ob diese Plastik enthalten oder nicht.
Die Mehrwegbehälter-Alternative darf hierbei nicht teurer sein, als die Einwegverpackungen. Die Mehrwegangebotspflicht gilt im Übrigen auch für Lieferdienste oder für Salatbars oder Heißtheken im Einzelhandel.
Ausgenommen sind nur sehr kleine Gastronomie-Betriebe (§ 34 VerpackG) wie z.B. Imbisse, Kioske oder Spätis mit weniger als 5 Beschäftigen und einer Ladenfläche von höchstens 80 qm.
Achtung: Solltest Du mehrere Filialen haben, zählt die Fläche aller Deiner Filialen und die Anzahl aller Deiner Mitarbeiter zusammen.
Wenn Du unter die Ausnahmeregelung fällst, musst Du Deinen Gästen bzw. Kunden jedoch ermöglichen, Speisen und Getränke in selbst mitgebrachte Mehrwegbehälter zu füllen.
Des Weiteren bist Du als Gastronom auch verpflichtet, Deine Kunden bzw. Gäste deutlich sichtbar auf die Mehrwegalternativen hinzuweisen.
Welche Mehrwegalternativen Du für Dein eigenes Unternehmen nutzt, bleibt dabei Dir überlassen. Entweder Du bietest eigenes Mehrweggeschirr mit einer Pfandgebühr an oder Du schließt Dich einer der Mehrweg-Poolsysteme an.
Wichtig: Es können je nach Bundesland Bußgelder bis zu 10.000 Euro bei Nichteinhaltung dieser Regelungen fällig werden.
Was passiert mit Einwegplastik, das noch im Umlauf ist?
Bestehende Restbestände von Einwegplastik-Artikeln, wie Plastikgeschirr, dürfen zu Ende genutzt werden. Sobald Dein Plastikrestbestand aufgebraucht ist, musst Du auf nachhaltigere Lösungen umsteigen.
Es gibt kompostierbare Einwegoptionen als auch nachhaltige Mehrwegalternativen. Anschaffung von Mehrweggeschirr, welches Du auch mit Pfand ausstatten kannst, ist von der Steuer absetzbar.
Was heißt das Plastikverbot konkret für Gastronomen?
Es wird in den kommenden Jahren unausweichlich zu etlichen Änderungen kommen. Jedoch sind diese Gesetzesinitiativen auch eine Chance für die Industrie, sich bessere, kostengünstigere und nachhaltigere Alternativen für Kunststoffprodukte zu überlegen.
Welches Plastik ist seit 2021 verboten? Hier ist eine Übersicht über die Regeln in der Gastronomie:
Endlich plastikfrei: Alternativen zu Plastik
Nicht mehr wegzudenken - Bagasse aus Zuckerrohr
Während der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr und Zuckerrüben entstehen Nebenprodukte, die man guten Gewissens als Einweggeschirr oder Verpackung nutzen kann. Dieses Material besteht aus vielen Fasern, die recht beständig und lebensmittelsicher sind.
Gerade jetzt mit dem Plastikverbot lohnt es sich, Bagasse aus Zuckerrohr für die eigene Gaststätte auszuprobieren. Rund ein Drittel der Zuckerproduktion bildet das nützliche Nebenprodukt. Zuckerfabriken funktionieren es neuerdings für Einmalgeschirr um, aber schon seit langem für natürliche Düngermittel und Energiegewinnung. Abgesehen vom günstigen Verkaufspreis, verbreitet man ein nachhaltiges Image.
Vorsicht bei Bambus! Was die Verbraucherzentrale sagt
Reine Bambusprodukte sind völlig ungefährlich. Verbindungen aus Bambus mit anderen Stoffen sind allerdings häufig gesundheitsschädlich. Davon betroffen sind vor allem To-go-Becher aus Bambus und Kunststoffen.
Trotz alarmierender Testergebnisse in den letzten Jahren, wie z.B. bei der Überprüfung von Bambusbechern der Stiftung Warentest im Juli 2019 ist das Kunststoffgeschirr mit Bambusanteilen immer noch flächendeckend in Deutschland erhältlich. (Quelle: Bambusbecher im Test)
Die Verbraucherzentrale sagt, dass diese Mischungen aus natürlichen Stoffen (wie Bambus, Weizen und Reisfasern) mit Kunststoffen nicht als Lebensmittelbehälter geeignet sind. Stattdessen erregen diese angeblich umweltfreundlichen Produkte Krebs.
Dementsprechend empfehlen wir, die Finger davon zu lassen. Mit Edelstahlbechern bist Du auf der sicheren Seite. Reine Bambusstäbchen kannst Du ebenfalls bedenkenlos weiterverwenden.
Ausblick: Embrace the change!
Veränderungen im Unternehmensalltag sind oft aufwendig. Sie kosten Zeit, Energie und Geld.
Unserer Ansicht nach zahlt es sich jedoch aus, dem Plastikverbot kreativ entgegenzutreten. Wenn jemand auf Nachhaltigkeit viel Wert legt, dann ist es die neue Generation.
Diese junge, kaufkräftige Zielgruppe setzt bei ihrem Konsumverhalten auf umweltbewusste Marken. Verleihe Deiner Unternehmensidentität mehr Individualität, schickere Verpackungen und nachhaltiges gastronomisches Zubehör. Kunden, bzw. Gäste sind bereit, für ein moralisch vorbildliches, aber auch visuell attraktives Erscheinungsbild, ein wenig mehr zu zahlen.
Das Gesetz muss beachtet werden - das mag nervig sein, gibt aber auch einen Anstoß für neue Entwicklungen. Man kann die Pflicht dazu nutzen, ein schöneres Erlebnis für seine Gäste zu schaffen.
Das Kassensystem Gastronomie: Dein Alltagsheld
A propos schöneres Erlebnis: Tillhub Gastro, unser Kassensystem mit den Gastro-Expertenfunktionen ist alles, wonach Du Dich im stressigen Arbeitsalltag sehnst. Vom übersichtlichen Raum- und Tischplan über Splitzahlungen bis hin zur Anbindung an Kundenrufsysteme ist alles in unserer Gastrokasse enthalten.
Du brauchst ein neues Kassensystem Gastronomie mit TSE? Hier kannst Du Dir einen Beratungstermin aussuchen. Florian von Tillhub geht gerne auf individuelle Fragen und Bedürfnisse Deines Unternehmens ein.
FAQ zum Plastikverbot
Wie hoch ist der Plastikverbrauch in Deutschland?
Grundsätzlich verbraucht jeder Einwohner um die 38 kg an Plastikverpackungen pro Jahr. Immerhin produzieren wir in Deutschland und allgemein in Europa deutlich weniger Kunststoff als in den meisten anderen Teilen der Welt.
Was ist die beste Plastikalternative?
In der Gastronomie bilden Mehrweglösungen eine langfristig sinnvolle Alternative. Der Grund dafür ist die Regelung seit 2023: Gastronomiebetriebe wie Restaurants, Cafés und Bistros müssen Getränke und Essen zum Mitnehmen zum selben Preis auch in Mehrwegbehältern für Ihre Gäste anbieten. Dies gilt im Übrigen auch für Lieferdienste.
Welche guten Alternativen gibt es für Plastikstrohhalme?
Da kann man richtig kreativ werden: hohle Gräser, längliche Nudeln, Reismehl, Papier in zahlreichen Designs, Edelstahl, Glas, Bambus und allgemein Getreidemischungen.